Erfolgreiche Regionalentwicklung braucht ein erfahrenes Regionalmangement
Wie ist Regionalmanagement auch nach einer Förderperiode dauerhaft erfolgreich? Nikolaus Jansen, Projektmanager beim Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, erläutert dies am Beispiel des Programms „Zukunftsregionen Niedersachsen“.
Die Zukunftsregion Ems-Vechte wurde von LennardtundBirner auf dem Weg zur Zukunftsregion unterstützt.
Herr Jansen, in Niedersachsen haben sich Landkreise und Städte zu 14 „Zukunftsregionen“ zusammengeschlossen. Sie wollen ihre regionale Zusammenarbeit in wichtigen Zukunftsfeldern kreisübergreifend intensivieren und gemeinsame Zukunftsprojekte umsetzen. Wie viel lässt sich der Fördergeber diese Initiative kosten?
Das Programm „Zukunftsregionen Niedersachsen“ des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und regionale Entwicklung wird mit 96 Millionen Euro EU-Mitteln gefördert. Damit unterstützt das Ministerium Landkreise und kreisfreie Städte bei der kreisübergreifenden Zusammenarbeit zur Bewältigung wichtiger Zukunftsaufgaben. Es will Strukturen der interkommunalen Zusammenarbeit fördern, die in unserer komplexen und schnelllebigen Welt immens wichtig sind. Viele Themen, zum Beispiel Innovation, können nicht mehr von einzelnen Kommunen gestemmt werden. Die interkommunale Zusammenarbeit ist bereits heute in vielen Förderprogrammen verankert.
Neu im Programm Zukunftsregionen ist das gemeinsame Verwalten eines Budget über kommunale Grenzen hinweg. Schon in der Vergangenheit gab es das Instrument des eigenverantwortlichen Verwaltens eines bereitgestellten Budgets durch die kommunale Familie. Beispielsweise beim damaligen sogenannten regionalisierten Teilbudget erhielt jedoch jede einzelne Kommune (Landkreis/kreisfreie Stadt) ein eigenverantwortlich zu verwaltendes Budget. So griff die interkommunale Zusammenarbeit nicht vollständig. Beim Programm Zukunftsregionen in Niedersachsen gibt es ein sogenanntes virtuelles Budget für die zusammengeschlossenen Kommunen, das diese zur Projektförderung nutzen können.
Zweitens mussten die zusammengeschlossenen Kommunen für den Förderantrag Handlungsfelder gemeinsam mit ihren Nachbarn strukturieren. Die Handlungsfelder – von Klima bis Innovationsfähigkeit – waren thematisch vorgegeben, aber frei wählbar und auch frei gestaltbar im Rahmen der EU-Vorgaben. Mindestens eins musste, maximal zwei durften gewählt werden. Wichtig ist nach der jetzt erfolgten Zuschlagserteilung an die 14 Zukunftsregionen die vierteljährliche Evaluation der Erfolge über die kommenden sieben Jahre. Die Projekte sind mit eindeutigen Leitzielen und Kennzahlen hinterlegt. Das ist kein Regionalmanagement für die Schublade. Ich begleite zum Beispiel zwei Zukunftsregionen und werde mir genau anschauen, wie erfolgreich die einzelnen Projekte in den Handlungsfeldern sind und Feedback geben.
Wie wurden die Handlungsfelder festgelegt?
Wir arbeiten in Weser-Ems schon lange in verschiedenen Formaten interkommunal strategisch zusammen. Wir haben beispielsweise schon seit Jahrzehnten die Arbeitsgemeinschaft der Landkreise und kreisfreien Städte in Weser-Ems, in dem alle Hauptverwaltungsbeamte von Weser-Ems gemeinsam Strategien entwickeln und sich austauschen. Dieses Gremium initiierte beispielsweise die Innovationsregion Weser-Ems und entwickelte die regionale Innovationsstrategie Wissensvernetzung in Weser-Ems 2020 zur intelligenten Spezialisierung. Daneben tagen die Strukturkonferenzen regelmäßig. Das Wissen daraus und aus anderen strategischen Überlegungen kam den Kommunen jetzt bei der Auswahl und Gestaltung der Handlungsfelder zugute.
Was raten Sie Kommunen, wie können sie regionale Zusammenarbeit strategisch angehen?
Wichtig ist, dass die kommunale Ebene zunächst Verantwortliche in den jeweiligen Häusern für die Aufgabe benennt. Dabei ist es nicht zwingend, dass die jeweiligen Wirtschaftsförderungen den Hut aufhaben. Oftmals bietet es sich jedoch an, da diese sehr gut vernetzt sind. Gleiches gilt für die Kreisentwicklerinnen und Kreisentwickler. Zunächst sollte eine arbeitsfähige Arbeitsgruppe gebildet werden, die das Thema bespielen will. Wichtig ist hier, auch verwaltungsexterne Wirtschafts- und Sozialpartner und Partner aus der Zivilgesellschaft mit dazu zu nehmen. Dann ist ein offener Prozess zu formulieren, der Handlungsfelder beschreibt. Soll das Thema gefördert werden, muss es jemanden geben, der das förderkonform aufbereitet. Wenn das nicht intern gestemmt werden kann, empfehle ich einen guten Consultant. In Weser Ems habe die Consultats nicht flächendeckend aber überwiegend sowohl den Prozess moderiert als auch den Förderantrag geschrieben.
Worauf kommt es noch an?
Auf eine genaue Analyse der Fakten, um die Stärken der Region zu kennen, so wie Sie das beispielsweise bei Ems-Vechte gemacht haben. Nur so geht es gemeinsam in die richtige Richtung. Entscheidend ist für mich aber auch, dass das Regionalmanagement gut aufgestellt ist, denn es macht letztlich am Ende die Umsetzungsarbeit. Hier zu sparen ist falsch und konterkariert den ganzen Prozess. Sie brauchen Regionalmanger:innen, die vernetzt denken und handeln, die Ahnung von Verwaltung und Wirtschaft haben. Kurz gesagt, gestandene Leute. Und die kosten. Zwar wird Regionalmanagement in vielen Programmen über einen gewissen Zeitraum gefördert, aber Kommunen sollten bestenfalls bereit sein, danach eigene Mittel dafür bereit zu stellen. Meine feste Meinung ist: Das zahlt sich immer aus.
Und wenn es gerade kein interkommunales Förderprogramm gibt?
Ich kann nur appellieren: Wartet nicht, bis Geld kommt, sondern denkt strategisch. Sagt dem Land, was ihr braucht. Das ist viel fruchtbarer und dauerhaft erfolgreicher als irgendetwas zu machen, nur weil es ein Förderprogramm dazu gibt.
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