Professionell erhobene Fakten sind die Basis für erfolgreiche Wirtschaftsförderung
Warum kann erfolgreiche Wirtschaftsförderung nicht ohne genaue Kenntnis von Fakten gelingen und wie können Innovationsprozesse fokussierter werden? LennardtundBirner-Geschäftsführer Jörg Lennardt erläutert außerdem, auf was Sie bei einer Analyse achten müssen.
Ein Kernelement der Strategien von LennardtundBirner ist die faktenbasierte Analyse. Wieso betonen Sie das Wort faktenbasiert immer vehement?
Die Analyse eines Standorts und seiner wirtschaftlichen Stärken muss auf nachvollziehbaren und eindeutigen Fakten beruhen, wenn ich erfolgreiche Wirtschaftsförderung machen will. Das Aufspringen auf Trends oder das Ableiten einer Strategie aus Erkenntnissen und Meinungen einzelner Personen ist fatal.
Können Sie ein Beispiel geben?
Ein Beispiel ist unsere aktuelle Machbarkeitsstudie für das Innovations- und Gründerzentrum der Stadt Glückstadt in Schleswig-Holstein. Zunächst: Um ein Innovationszentrum erfolgreich im Markt zu positionieren, brauchen Sie beweisbare Fakten zu den Wirtschaftskompetenzen. Ein Zentrum wird nicht funktionieren, wenn es keine wirtschaftliche Grundlage, sprich keine Zusammenarbeit mit starken Unternehmen am Standort und entsprechenden Hochschulen gibt. Ein Innovationszentrum stärkt gemeinsam mit diesen die Alleinstellungsmerkmale des Wirtschaftsstandorts und wird dadurch für Gründerinnen und Gründer attraktiv, die zu den Wirtschaftsstärken beitragen wollen und können. Die isolierte Betrachtung eines solchen Vorhabens oder gar eine Vergabe nach dem Motto „dieser Standort braucht eine Innovationsspritze, also bauen wir dort ein Innovationszentrum“ führt nicht zum Erfolg und im schlimmsten Fall zu einer teuren Bauruine.
Wie gehen Sie zum Beispiel in Glückstadt vor?
Wir analysieren zunächst die allgemeine Wirtschaftsstruktur am Standort. Alle 88 Branchen werden anhand von fünf wesentlichen Indikatoren betrachtet und ein Ranking erstellt.
Dann haben wir drei weitere Tools, um dieses Ranking zu untermauern: Welche regionalen Bildungs-, Wissenschafts-, und Netzwerkangebote haben sich bezüglich Wissenstransfer in diese wichtigen Branchen gebildet? Werden Patente generiert? Wie sieht die Versorgung mit Fachkräften aus und wie haben sich die Fachkräfte in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? Alle drei Analysen sind sehr wichtig für die Beurteilung der Gründerkultur am Standort. Auch die prognostizierten Ausfallraten für die Branchen sind ein Zukunftsfaktor. Die so ermittelten starken Branchen des Standorts stehen aber nicht für sich alleine, sondern hängen in Wertschöpfungsketten zusammen. Es ist unser Alleinstellungsmerkmal, die Entwicklung von Wertschöpfungsketten bis in den 5-Stellerbereich der Wirtschaftszweig-Codes zu betrachten. Der Fachbegriff dafür heißt statistische Tiefengliederung.
Wie ist eine Wertschöpfungskette aufgebaut?
Die Wertschöpfungsketten teilen sich in einen vorgelagerten, Kern-, und nachgelagerten Bereich auf. Diese Betrachtung ist ganz wichtig. Liegen die Stärken im vorgelagerten Bereich (z.B. Planungsbüros, die Maschinen konzipieren) oder tatsächlich im landwirtschaftlichen Produktionsbereich oder vielleicht im nachgelagerten Bereich, dem Handel? Dynamiken in den einzelnen Bereichen zu erkennen ist ein starker Indikator, wo Innovationskultur ansetzen muss. Die faktenbasierte Analyse in Glückstadt ergab, dass die Region eindeutig stark im produzierenden Agrobusiness-Bereich ist. Eine Weiterentwicklung durch ein Innovationszentrum, das sich auf den Bereich smart farming konzentriert und dadurch den Wirtschaftsstandort mit in die Zukunft führt, ist also stimmig. Abgerundet und bestätigt wurde die faktenbasierte Analyse durch Meinungsbilder von Stakeholdern und eine Online-Unternehmensbefragung. Ich betone aber, dass Meinungsbilder Ergänzung der faktenbasierten Analyse sind und nie alleine stehen können. Denn jeder Befragte betrachtet Situationen durch seine Brille. Wenn Sie Befragungen durchführen, sollten Sie dies möglichst breit und vertraulich tun. Ansonsten laufen Sie Gefahr, dass Meinungen nicht ehrlich geäußert oder nicht gehört werden.
Gilt eine gründliche faktenbasierte Analyse auch für andere Bereiche der Wirtschaftsförderung und wie erkenne ich hier Qualität?
Ja. Sie müssen Ihre Wirtschaftskompetenzen und Betriebe kennen. Sei es, um fokussiertes Standortmarketing zu betreiben oder eine kluge Gewerbeflächenpolitik zu machen. Ich rate dringend dazu, diese faktenbasierte Analyse vor alle Wirtschaftsförderungs-Aktivitäten zu setzen und Förderprogramme daraufhin zu schärfen. Außerdem will ich ganz deutlich sagen: Wenn Sie Analysen beauftragen, lassen Sie sich genau darlegen, mit welchen Tools, auf welcher Datenbasis und in welchem Detailgrad diese gemacht werden. Da gibt es sehr große qualitative Unterschiede. Dass eine faktenbasierte Standort- und Wirtschaftsanalyse professionell und tiefgründig gemacht wird ist ganz entscheidend für das spätere Ergebnis, den Fokus und letztlich die Praktikabilität Ihrer Arbeit. Natürlich sollten Sie die Analyse dann in regelmäßigen Abständen wiederholen, um Ihren Erfolg zu messen.
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