Erfolgreiche Markenführung heißt auch „Nein“ sagen

Frau Lowigus, was macht den Erfolg Ihres Social Media Profils aus? Können Sie die drei wichtigsten Dinge nennen?

1. Konsistenz, Konsequenz & Konzept: Bei Social Media ist es wichtig, nicht einfach loszulaufen nach dem Motto „Kommunikation kann doch jeder“. Wir machen nicht einfach – wir machen durchdacht. Wir wissen genau, was wir tun – und wie und warum. Nichts bei uns ist zufällig. Jeder Post folgt einer klaren Linie – strategisch und konsequent entlang unserer definierten Regeln. Unsere Grundlage ist ein solides Konzept und eine klare Strategie, abgestimmt auf Zielgruppen, Botschaften und Ziele. Diese Verlässlichkeit über die Beiträge hinweg schafft Wiedererkennbarkeit, Vertrauen und langfristige Bindung. Unsere Follower wissen ganz genau, was sie bei uns bekommen. Ich denke, das ist unser Geheimrezept.
2. Authentizität: Wir sind ehrlich, echt und nahbar – und genau das zeigen wir auch, sowohl in unserer Sprache als auch in unserer Bildwelt. Uns ist wichtig, die User auf eine Reise in die Essener Realität mitzunehmen. Wir holen die User ab. Echte Geschichten, echte Menschen, echte Erfolge – direkt vom Wirtschaftsstandort.
3. Fokus auf Mehrwert: Unser Profil ist keine Werbefläche und auch keine Bühne zur Selbstdarstellung. Keine Selbstbeweihräucherung – sondern echte News, Updates und Insides vom Standort Essen. Es geht um Inhalte, die für Unternehmen, Fachkräfte und Investoren wirklich relevant sind – mit dem klaren Ziel, zu inspirieren, zu informieren und zu verbinden. Es geht nicht um uns, sondern um die Sache. Wir setzen immer die User-Brille auf und schreiben für unsere Zielgruppe – und genau das macht den Unterschied und bringt die Qualität, die unsere Follower so schätzen.

Auf welche Hürden oder Herausforderungen treffen Sie bei Ihrer Arbeit?

Eine der größten Herausforderungen ist, konsequent an der Strategie und den Regeln festzuhalten – auch dann, wenn es unbequem wird. Denn gute Markenführung bedeutet oft auch, Nein zu sagen. Hinter erfolgreicher Kommunikation steckt nicht nur Aktion, sondern auch bewusste Inaktion. Strategische Konsistenz ist oft wichtiger als Lautstärke. Ich bringe bei dieser Aufgabe Klarheit und Entschlossenheit mit an den Tisch, weil ich überzeugt bin: Nur ein stringenter Kommunikationskurs zeigt am Ende wirklich Wirkung. Diese Konsequenz ist ein zentraler Teil des Erfolgs, den wir heute sehen – es war aber nicht immer leicht das so umzusetzen.

Gerade intern, im Miteinander mit Kollegen, führt das manchmal zu Reibungen. Einige Anliegen sind für die Kollegen wichtig – aber nicht automatisch markenfähig oder kommunizierbar im Sinne unserer Strategie. Das so zu benennen, erfordert Fingerspitzengefühl, aber auch Entscheidungskraft.

Ich versuche dabei immer, auf die Perspektive der anderen einzugehen, um die Leidenschaft für ihre Themen zu würdigen. Gleichzeitig sehe ich meine Verantwortung darin, die Marke zu schützen und zu stärken. Ich entscheide nicht gegen Kollegen – sondern für die Marke. Und das zahlt sich langfristig aus, auch wenn es manchmal ein steiniger Weg ist. Kommunikation ist kein Selbstzweck, sondern strategisches Werkzeug – im Dienst einer gemeinsamen Zielsetzung. 

Vor drei Jahren haben Sie gemeinsam mit LennardtundBirner die Strategie der Wirtschaftsmarke Essen geschärft. Wie hilft Ihnen die eindeutige Positionierung des Wirtschaftsstandorts bei Ihrer täglichen Arbeit?

Sie ist mein Kompass. Inmitten vielfältiger Themen, Interessen und Akteure gibt mir die Dachmarkenstrategie mit ihren Regeln eine unverzichtbare Entscheidungsgrundlage. Sie hilft mir, schnell einzuordnen, ob ein Thema markenfähig ist oder nicht. Ohne diese Klarheit wäre es ein kommunikativer Blindflug. Mit ihr haben wir ein System geschaffen, das aus Einzelfällen eine konsistente Gesamtbotschaft formt – für mehr Wahrnehmung, Vertrauen und eine starke Marke.

Organisches Wachstum versus teure bezahlte Anzeigen auf LinkedIn. Braucht es dieses Zusammenspiel?

Für den Aufbau einer glaubwürdigen Marke ist organisches Wachstum essenziell – es zeigt: Unsere Inhalte sind relevant. Ich unterscheide bewusst zwischen organischen Posts, also Kommunikation und bezahlten Anzeigen, also klassischem Marketing. Was viele vergessen: Beim organischen Content geht es nicht nur darum, neue Follower zu gewinnen, sondern auch darum, die bestehende Community nicht zu verlieren.

Unsere hohe Reichweite und insbesondere unser Engagement sprechen für sich: In unserem Benchmark liegen wir mit rund 80 Likes pro Beitrag auf Platz 1. Das zeigt: Unsere Inhalte kommen an. Bezahlte Ads setzen wir sehr gezielt und punktuell ein – und zwar dann, wenn ein Thema außerhalb unserer strategischen Linie liegt oder wenn wir eine sehr spezielle Zielgruppe adressieren wollen. Dieses Zusammenspiel braucht es nicht zwingend – es kann aber eine sinnvolle Erweiterung sein.

Was raten Sie Kolleg:innen, die mit ihrem Standortmarketing noch am Anfang stehen?

Fangen Sie nicht bei TikTok an, sondern bei den grundlegenden Fragen:

• Wofür stehen wir?
• Was wollen wir vermitteln?
• Was wollen wir erreichen?
• Was sind unsere Ziele?
• Wie wollen wir uns positionieren?
• Wer soll uns warum wahrnehmen?

Erst wenn das klar ist, lassen sich Konzept, Strategie, Marke, Regeln, Kanäle und Inhalte sinnvoll definieren. Und: Bringen Sie Geduld und Ausdauer mit. Eine starke Marke entsteht nicht durch Konsens, sondern durch Klarheit.

Zum Schluss: Wir nehmen an, Sie werden sich auf Ihrem Erfolg nicht ausruhen. Was ist Ihr nächstes Ziel?

Ich wünsche mir, dass wir intern ein noch stärkeres gemeinsames Verständnis für die Kraft der Marke entwickeln – über alle Fachbereiche hinweg. Und das geht weit über Social Media hinaus. Kommunikation findet an vielen Markenkontaktpunkten statt – überall dort entscheidet sich, wie das Unternehmen und der Standort wahrgenommen werden. Dabei hilft es enorm, dass ich ein starkes Kommunikationsteam an meiner Seite habe, das die strategische Linie auch mit Leben füllt. Und nicht zuletzt bin ich dankbar, dass die Geschäftsführung unsere Kommunikationsarbeit mit Vertrauen begleitet – denn strategische Markenführung braucht Freiräume, Rückhalt und manchmal auch Geduld.

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