Für Wasserstoff-Projekte braucht es Kompetenz
Jörg Lennardt, Geschäftsführer der LennardtundBirner GmbH
Herr Lennardt, als Innovationszentrums-Experte sind Sie schon vor mehr als 20 Jahren mit Wasserstoff „in Berührung“ gekommen:
Ja. Ende der 90er Jahre haben wir für einen Investor im Süden von München ein Technologiezentrum Wasserstoff aufgebaut. Die Mieter haben sich auf unterschiedlichste Art mit der Thematik befasst, zum Beispiel an der Brennstoffzelle für Schiffsbau geforscht. Es gab durchaus interessante Ansätze. Doch es kam nicht zu Produkten, das Thema war 20 Jahre so gut wie tot. Erst im Zuge der dringend notwendigen Energiewende ist Wasserstoff ein regelrechtes Hype-Thema. Plötzlich macht jeder „in Wasserstoff“. Wir werden aktuell in sehr vielen kommunalen Projekten mit dem Wunsch konfrontiert, an diesem Zukunftsthema zu partizipieren.
Wie sehen Sie diesen Wunsch?
Ich sehe es nicht anders wie zu anderen Themen auch, die gerade in sind. Ob es Nanotechnologie, Biotechnologie oder Wasserstoff ist, die erste Frage lautet immer: Welche Voraussetzungen und Kompetenzen haben eine Kommune, eine Region, dieses Thema zu treiben. Welche Unternehmen, welche Wissenschaftsinstitutionen sind vorhanden, welche Infrastruktur besteht – und das möglichst schon länger. Ich brauche tragfähige Kompetenzzentren. Die schaffe ich nicht per Beschluss. Die Stadt Essen hat beispielsweise eine lange Tradition im Energiebereich und bedeutende Unternehmen. Der Wirtschaftsstandort Heilbronn-Franken kooperiert mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Baden-Württemberg. Es ist schier unmöglich, eine neue Technologie aus dem Nichts in eine Region zu bringen, auch wenn das suggeriert wird. Aus der Wirtschaftsstruktur ergibt sich, welche Produkte am Ende stehen. Wird beispielsweise zum Wirkungsgrad von Wasserstoff geforscht oder will ich Technologie für Wasserstoffanlagen in den Nahen Osten exportieren? Fakt ist: Zumindest momentan braucht man für die Herstellung von grünem Wasserstoff große Produktionsflächen und viel Energie.
Ihr Fazit: Nicht auf den Hype aufspringen?
So schwarz-weiß sehe ich es nicht. Ich sage: In Ruhe analysieren, was mit der vorhandenen Unternehmens- und Wissenschaftslandschaft möglich ist. Die Wirtschaftsstruktur wird klar, wenn die Wertschöpfungsketten eines Standorts im Detail betrachtet werden. Ein wichtiges Unternehmen ist noch keine Wertschöpfungskette und aus einem Workshop mit Meinungsträgern erfahren Sie nicht zwangsläufig die reale Wirtschaftsstruktur einer Region.
Grundsätzlich sollte die faktenbasierte Analyse immer am Anfang jedes Plans, jeder Strategie stehen, dafür steht LennardtundBirner. Wir raten: Starten Sie mit dieser Analyse und nicht mit einem Antrag auf Fördermittel, die für ein populäres Thema gerade ausgeschüttet werden. Letzteres trägt nicht langfristig, Sie werden unglaubwürdig und verbrennen Steuergelder.
Das LennardtundBirner-Angebot zu Besitz- und Betreiberkonzepten für Innovationszentren