Johannes Hofmann ist langjähriger Vorsitzender der Kreisstelle Berchtesgadener Land im Bayerischen Hotel-und Gastgeberverband (DEHOGA)und erfolgreicher Unternehmer. Jahrelang war er im Stadtrat Bad Reichenhall engagiert. Er ist ein starker Verfechter einer gemeinsamen Vermarktung von Regionen auf Basis gezielter Wirtschaftsförderung und verurteilt Kirchturmdenken und ineffiziente Strukturen. Nach den für die Hotellerie und Gastronomie verheerenden Lockdowns ist die Stärkung der Gastgeber durch eine Tourismusstrategie auf Basis gezielter Wirtschaftsförderung seiner Meinung nach wichtiger denn je.
Herr Hoffmann, Sie sind Spitzen-Gastgeber die Grundlage für erfolgreiches Destinationsmarketing?
Für ein erfolgreiches Destinationsmarketing im gehobenen Tourismussegment sind hochklassige Hotels und Gastgeber essentiell. Mitentscheidend ist hierbei auch das Zusammenspiel von Vermarktung und tatsächlicher Wirtschaftskraft. Ein Beispiel: Ich kann einen Tourismusstandort nicht eins zu eins als Kongressstandort vermarkten, wenn mir angemessene Übernachtungsmöglichkeiten fehlen. Dazu brauche ich idealerweise ein spezielles Bettenangebot, das nicht auf die rein touristische Nutzung ausgerichtet ist. Das heißt, eine gemeinsame Vermarktung von Kongress und geeigneter Unterkunft. Reine Urlaubshotels werden immer ein Problem mit wenigen Tagen Verweildauer haben. Es ist somit die Gesamtstrategie der Destination und eine daraus abgeleitete, gezielte Wirtschaftsförderung maßgebend für den Erfolg.
Ist in den Vermarktungsorganisationen das Wissen um Förderung und Unterstützung der Gastgeber, zum Beispiel zur Digitalisierung, Fördermitteln, Ansiedlung etc. vorhanden bzw. arbeiten diese eng mit entsprechenden Kompetenzträgern zusammen?
Als langjähriges aktives DEHOGA-Mitglied weiß ich: Das Wissen um die Förderung und Unterstützung der Gastgeber in den Vermarktungsorganisationen ist sehr schwankend. Das Know-how kann bei einigen Organisationen vorhanden sein und wird nicht ausgeschöpft. Politisch organisierte und dadurch auch beeinflusste Institutionen sind da eher schwach aufgestellt und müssen mit so manchem Handicap leben.
Wieso ist Ihrer Meinung nach Wirtschaftsförderung nicht grundsätzlich eng mit dem Destinationsmarketing verzahnt?
Tourismusvermarktung ist unterschiedlich schnell gewachsen. Lange war es den Kommunen überlassen, mit Verkehrsvereinen vor Ort die Werbung und Information um und für den Gast zu organisieren. In touristisch geprägten Regionen ist reine Wirtschaftsförderung im großen Stil zeitlich weit nach der Werbung um Touristen entstanden. Eine Analyse über die wirtschaftliche Wertschöpfung im Tourismus wurde eher vernachlässigt oder ist sogar bis heute nicht erwünscht. Bei Top-Reisezielen wurde viele Jahre eine gezielte Wirtschaftsförderung vernachlässigt und auch das Zusammenspiel und die gegenseitige Befruchtung wurde nicht gefördert. Es wurde und wird meines Erachtens noch vielerorts verkannt, dass die Ertüchtigung der Betriebe, das enge Zusammenspiel zwischen Wirtschaftsförderung und Destinationsmarketing die Grundlage eines nachhaltigen Erfolgs ist.
Welche Wünsche haben Sie als Verbandsvorsitzender der DEHOGA Berchtesgadener Land und Unternehmer diesbezüglich an die Kommunen?
Ich wünsche mir und das ist wohl leider unerfüllbar, dass sich die politisch Verantwortlichen soweit wie möglich aus dem Tagesgeschäft ausblenden. Da gibt es in vielen Regionen Deutschlands erheblichen Nachholbedarf. Für mich ist die ideale Organisation eine externe, unabhängige Gesellschaft, in der Destinationsmarketing und Wirtschaftsförderung unter einem gemeinsamen Dach organisiert ist.